Insolvenz des Hotels im Hundertwasserhaus (Anfrage F0027/13 von Stadtrat Martin Rohrßen zur Stadtratssitzung am 28.02.2013)

Martin RohrßenSehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die Volksstimme berichtete am 19.Februar 2013 von der Schließung des Hotels in der „Grünen Zitadelle von Magdeburg“, dem sog. Hundertwasserhaus. Als ein Grund für die Insolvenz wurden offene Mietforderungen genannt, die der bisherige Mieter als unangemessen hoch empfindet. Ausschlaggebend für seinen Wunsch auf Anpassung der Miete sei die schlechte Vermarktung des Gebäudes gewesen, die sich in geringeren Einnahmen niederschlug. Der Beigeordnete für Wirtschaft und Tourismus wird zitiert, er werde gemeinsam mit der MMKT ein Gespräch mit dem Eigentümer des Hundertwasserhauses führen, „um zu besprechen, ob wir als Stadt bei der Vermarktung des Hundertwasserhauses unterstützen können“.

In den letzten Jahren haben diverse Gewerbemieter das Hundertwasserhaus verlassen, ohne dass adäquate Nachmieter gefunden wurden, die der Ursprungskonzeption und der Philosophie Hundertwassers gerecht werden. Vor dem Hintergrund des mindestens seit 2007 zwischen mehreren Gewerbemietern und der Eigentümerin des Hundertwasserhauses schwelenden Streits um eine wirksame Vermarktung des Hundertwasserhauses bitte ich um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Seit wann ist den Ämtern der Stadt bzw. dem zuständigen Beigeordneten der Stadt bekannt, dass wegen vorgeblich mangelhafter Vermarktung spätestens seit 2007 ein erheblicher Mieterwechsel im Hundertwasserhaus stattfand, der zu einem beachtlichen Leerstand bei Gewerbeflächen geführt hat?

2. Ist die oben zitierte Stellungnahme des Beigeordneten Herrn Nitsche richtig wiedergegeben und so zu verstehen, dass bisher keinerlei Maßnahmen der Stadt zur touristischen Vermarktung des Hundertwasserhauses stattgefunden haben und die Stadt erst jetzt eine Unterstützung erwägt, obwohl es sich nach dem Bekunden des Beigeordneten beim Hundertwasserhaus um den zweitwichtigsten Tourismusmagneten Magdeburgs handelt? Weshalb hat die Stadt dann trotz der bekannt prekären Situation im Hundertwasserhaus bisher von einer wirksamen Unterstützung abgesehen?

3. Was hat der zuständige Beigeordnete konkret unternommen um die Situation der dortigen Gewerbemieter zu verbessern? Hat die Verwaltung selbst Buchungen für Gäste der Landeshauptstadt im Hotel vorgenommen?

4. Welche konkreten Maßnahmen (auch der MMKT GmbH) zur touristischen Vermarktung des Hundertwasserhauses haben stattgefunden?

Welche konkreten Maßnahmen veranlasst die Stadt Magdeburg nunmehr, um ggf. unter Einbeziehung der MMKT GmbH, einem zunehmenden Leerstand im Hundertwasserhaus, dem damit einhergehenden qualitativen Verfall und der daraus für Touristen resultierenden Unattraktivität zu begegnen?

5. Welche Erwartungen werden seitens des Beigeordneten für Wirtschaft und Tourismus an das genannte Gespräch am 28.02.2013 mit der Eigentümerin des Hundertwasserhauses geknüpft und welche konkreten Ergebnisse sollen erzielt werden? Warum werden die betroffenen Gewerbemieter im Hundertwasserhaus an dem Gespräch nicht beteiligt?

Ist berücksichtigt worden, dass alle gegenwärtigen und künftigen Mietforderungen aus der Vermietung des Hundertwasserhauses an die Deutsche Hypothekenbank AG abgetreten sind?

6. War dem Beigeordneten für Wirtschaft und Tourismus bekannt – wenn ja, seit wann -, dass die Eigentümerin des Hundertwasserhauses, die Centum Aqua Immobilien GmbH und Co. KG, ausweislich des veröffentlichten Jahresabschlusses 2010, bei Verbindlichkeiten von 27.104.427,78 EUR einen Verlustvortrag von 8.758.910,16 EUR erklärt sowie einen Jahresverlust von 763.526,72 EUR erzielt hat und derzeit mit einer Patronatserklärung des Bistums Magdeburg existiert?

Welche Schlüsse wurden bzw. werden daraus (auch hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Standorts) gezogen?

Um kurze mündliche sowie um ausführliche schriftliche Beantwortung der Fragen wird gebeten.

Martin Rohrßen
Stadtrat

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